Blau oder Rosa? – Projekttag „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ der Jst. 9 am BvA

Wie „normal“ ist unser Umgang mit Homosexualität in der Schule, in der Gesellschaft, … wirklich?

Dieser Frage stellten sich die Schüler der Jahrgangsstufe 9 in verschiedenen Workshops. Großen Anklang fand der von Anna-Lena Heinen, Stevan Cvijanovic und Herrn Rauwald durchgeführte Workshop „Bist du schwul, du Schwuchtel? Zum Umgang mit Homosexualität in Sprache und Medien“ , in dem die Schülerinnen und Schüler anhand von Beispielen u. A. aus den Simpsons und aus Kolumnen Harald Martensteins die Verwendung des Wortes „schwul“ näher untersuchten. Sie versetzten sich im Workshop „Outinggeschichten“ unter der Leitung von Janina Fricke, Herrn Steiner und Frau Herrmann in Rollenspielen in die Lage von Betroffenen, Eltern,… um deren Ängste und   Reaktionen nachempfinden zu können. Homophobe Äußerungen von Politikern aus dem Jahr 2014 sowie die die Homosexualität nach wie vor kriminalisierende Rechtsprechung in verschiedenen Ländern erstaunten die Schülerinnen und Schüler in einem informativen Workshop zur Homosexualität in Gesellschaft und Religion unter der Leitung von Frau Hecke und Herrn Bongartz, in dem sie sich auch mit der Stellung der christlichen Kirchen sowie des Islam zum Thema Homosexualität auseinandersetzten. Was für einige Schülerinnen und Schüler „normal“ ist, barg für andere an dieser Stelle Zündstoff für heiße Diskussionen, allein dies ließ erkennen, dass auch unter unseren Schülerinnen und Schülern durchaus noch Redebedarf besteht.
Neben der Haltung der Religionen zum Thema Homosexualität wurden insbesondere in dem Workshop David Haslers, Cedric Bardowiecks und Herrn Bünemanns „Blau oder Rosa – Entscheide dich! – Geschlechterrollen und Intersexualität“ konträre Auffassungen deutlich. Einige Schülerinnen und Schüler äußerten, dass sie sich in den Anforderungen, die an sie als Mädchen und Jungen gestellt werden, eingeengt fühlen, die Rollenzuweisungen, die ihnen alltäglich begegnen, nicht als zeitgemäß empfinden. Insbesondere die Heranführung an die Intersexualität, die bei vielen noch nicht im Bewusstsein ist, ließ Fragen bei den Schülerinnen und Schülern entstehen, die sie auch über den Workshop hinaus begleiteten.

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In einer abschließenden Reflexionsrunde in den Klassen ließen sich viele zufriedene Gesichter erkennen. Die Kombination des Projekttags mit den Englischprüfungen hielten die meisten unserer Schülerinnen und Schüler für sehr gelungen, lobten den Ablauf des Tages, insbesondere, dass sie genügend Zeit hatten, sich auf ihre Prüfungen zu konzentrieren. Auch die Workshops fanden große Zustimmung, einige, die den Tag zu Beginn als überflüssig deklariert hatten, gaben zu verstehen, dass sie in den Workshops mit neuen Informationen konfrontiert worden sind, die sie weiter beschäftigen werden.
Die Offenheit unserer Schülerinnen und Schüler für das Thema, ihre Bereitschaft, sich darauf einzulassen und die verschiedenen Workshops auch ernst zu nehmen, ihre spontanen und ehrlichen Beiträge haben sowohl die Mitglieder der SV als auch die begleitenden Lehrer überrascht und erfreut.

Mein Dank geht also nicht nur an das Vorbereitungsteam aus SV-Mitgliedern und Lehrern, die sich seit einem halben Jahr Gedanken darüber gemacht haben, den Tag für alle sinnvoll zu gestalten, sondern insbesondere an die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9, die an diesem für sie aufregenden Prüfungstag für ihr Alter erstaunliche Reife bewiesen haben.

Stefanie Hecke