BvA bekommt Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen
Zu einer besonderen Feier hatte das BvA am Montag (9.12.) am Mittag in den Musikraum geladen: Aus den Händen von Goran Sucec, Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums für den Rhein-Kreis Neuss nahmen Schirin Butt und Marvin Rasselnberg stellvertretend für die SV und das BvA das nagelneue Schild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ entgegen.
Das neue Schild ist sichtbarer Ausdruck einer von der Schülerschaft angestoßenen Initiative, die zeigen soll, am BvA für Rassismus, Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit keine Platz ist. Schulleiter Theodor Lindner wies in seiner Begrüßungsrede darauf hin, dass 35% der BvA-Schülerinnen und –schüler einen „Migrationshintergrund“ haben (was bedeutet, dass mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist), allerdings nur 10% der Lehrerschaft.
Verdienste um die Verleihung des Preises hat sich neben der SV besonders die Klasse 9b erworben. Die 9b und ihr Lehrer Jürgen Bailly wollte anlässlich des 20. Jahrestages des rechtsradikalen Mordanschlags auf ein von türkischstämmigen Menschen in Solingen bewohntes Haus ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse stammen aus vielen verschiedenen Ländern, sodass sie für das Thema besonders sensibilisiert waren. Nach dem Sammeln von Unterschriften bei Schülern und Lehrern für die Erringung des Titels musste sich die SV verpflichten, jedes Schuljahr ein Projekt auf die Beine zu stellen, das die Grundgedanken des Titels widerspiegeln soll. Vielfalt, Offenheit, Toleranz, Respekt, Zusammenhalt und Mut sollen die atmosphärischen Ingredenzien sein, die ein Klima der Fremdenfeindlichkeit und der Ausgrenzung gar nicht erst aufkommen lassen sollen. Zusammen mit ihrem Kunstlehrer Achim Kirsch hat die Klasse einen Videofilm gedreht, der ein im Zeitraffer sich ständig änderndes Gesicht zeigt – Porträts aller Mitglieder der Klasse 9b – , dass das BvA innen und außen abschreitet: Viele Gesichter – eine Schule“ ist der Film betitelt. Savas, Jad und Agostin, drei Schüler der 9b – alle mit „Migrationshintergrund“ – , haben außerdem den 1.Preis bei dem Handyfilmwettberwerb „Mobilstreifen“ im Dortmunder U gewonnen, auch hierbei betreut von Achim Kirsch.
Pate des BvA bei diesem Bemühen ist Matyas Szabo, der vor 2 Jahren selbst sein Abitur am BvA gebaut hat. Die Schürfwunde am Kopf und die Bandage an der linken Hand hatten indes nichts mit Handgreiflichkeiten zu tun, die der 22-Jährige mit Neonazis ausgetragen hätte. In einer humorvollen Ansprache an die Schüler und Lehrer stellt er klar, dass er am vergangenen Tag beim Fußball etwas abbekommen habe. Fliegende Fäuste sind eh nicht das Ding von Szabo, der als Mitglied des deutschen Nationalkaders bereits Juniorweltmeister im Säbelfechten war und also die filigranere und sportlichere Auseinandersetzung sucht. Auch Szabo weiß um die Wichtigkeit der von den Schülern vorgestellten Werte, ist er doch ebenfalls mit einem – rumänischen – Migrationshintergrund in Dormagen zur Schule gegangen. Sich selbst bezeichnet er als „gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Integration“.
Goran Sucec vom Kommunalen Integrationszentrum in Neuss weiß ebenfalls, wovon er spricht. Er zieht den Kreis der Diskriminierung weiter und möchte die Schüler dafür sensibilisieren, dass sie Minderheiten nicht unbedacht mit Worten ausgrenzten, die ihnen vielleicht völlig „normal“ vorkommen würden. Als Beleidigung gemeinte Äußerungen, in denen jemand als „schwul“ oder „behindert“ bezeichnet wird, dürften nicht toleriert werden.
Das „Air“, gespielt von unserer Schülerin Andrea Magiera, rundete die stimmungsvolle Veranstaltung ab, an deren Ende endlich das Schild übergeben wurde. Das BvA: ab sofort Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage!
Lars Kraegeloh