Wenn der Blick zurück in der Zukunft landet – Gedenken an den Solinger Brandanschlag vor 20 Jahren

Der 29. Mai 1993 wird bei vielen Erwachsenen noch heute unangenehme Gefühle auslösen. Da war Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und dann geschah es in Solingen – fast vor der eigenen Haustür. Der Hass auf Menschen, mit anderem kulturellen oder religiösen Hintergrund, war nicht mehr nur in intoleranten Köpfen vorhanden, sondern plötzlich unfassbare Realität geworden. Häuser brannten und Menschen starben. Bilder, die man eigentlich nur aus Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg kannte, aus einer fernen Zeit und in schwarz-weiß, waren plötzlich in der Gegenwart angekommen und zeigten uns, dass das Vergangene noch lange nicht vergangen war.

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Dormagens Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, Angelina Lison und David Hasler, Klasse 9c, Bettina-Von-Arnim-Gymnasium

 

Heute blicken wir zurück. Es ist 20 Jahre her, dass in Solingen fünf türkische Mitbürger dem Hass zum Opfer fielen. Unseren Schülerinnen und Schülern ist diese Zeit genauso fern, wie uns damals die Kriegsbilder fern waren. Doch zu begreifen, dass alles, was einmal geschehen ist, wieder geschehen kann, lenkt unseren Blick unweigerlich auf die Zukunft. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern. Aber die Zukunft haben wir in großen Teilen in unseren eigenen Händen. Wir müssen lernen, aus dem Geschehenen Konsequenzen zu ziehen und die richtigen Entscheidungen zu fällen.

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Schweigeminute für die Opfer des Brandanschlags. 600 Teilnehmer der Veranstaltung reichten sich die Hände, darunter auch ca. 130 Schülerinnen und Schüler des BVA.

 

Die Rede, die Angelina Lison und David Hasler aus der Klasse 9c vor dem Dormagener Rathaus hielten, beschäftigte sich mit der Frage der Integration. Was bedeutet eigentlich Integration? Für viele Menschen hier in Deutschland steht der Begriff Integration lediglich für die Eingliederung in ein System. Alles, was uns „fremd“ ist, muss geglättet werden. Der Mensch, der aus Krieg und Not zu uns kommt, muss passend gemacht werden. Doch ein Blick in den Duden zeigt uns, dass Integration auch „Vervollständigung“ meint. In diesem Sinne sind wir, ohne die Menschen, die aus anderen Ländern und Kulturen zu uns kommen, nicht vollständig, wie ein Puzzle, dem wichtige Teile fehlen.

Alle Welt spricht von Globalisierung, doch viel zu wenige verstehen, dass wir nur als gesamte Menschheit „komplett“ sind, mit allen Farben, Formen, Religionen und Kulturen. Es ist das Bunte und die Vielfalt, die uns Menschen ausmacht und als Bindeglied die Toleranz.