Die sogenannten MINT-Berufe – Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik – gelten als die Berufe mit der sichersten Zukunft für die nächsten Jahrzehnte. In diesen Berufen herrscht seit Jahren ein sehr großer Fachkräftemangel. Unternehmen beklagen sogar, der Arbeitsmarkt sei “leergefegt”, es gäbe kaum Bewerber, weder solche mit Berufsausbildung wie z.B. Biologisch-technische Assistenten noch Hochschulabsolventen. Wer sich aber für einen der Berufe mit Zukunft entscheidet und die Berufsausbildung oder das Studium erfolgreich abschließt, wird im Anschluss problemlos einen Arbeitsplatz finden.
Um diesem Fachkräftemangel Rechnung zu tragen, unterstützen die Bundesagentur für Arbeit sowie das zdi-Netzwerk Rhein-Kreis Neuss Projekte, wie sie vom molekularbiologischen Schülerlabor „JUST SCIENCE“ angeboten werden.
Und so wurde der Biologieraum des Bettina-von-Arnim Gymnasiums am 9. Januar 2020 wieder, wie auch schon in den Vorjahren, für einen Tag in ein Genlabor umgewandelt. Unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Ina Siebenkotten und Dr. Dagmar Assadsolimani, die bereits früh am Morgen mit einer kompletten Laborausrüstung, von Eppendorf-Pipetten bis zum PCR-Thermocycler, anreisten, isolierten 23 Schülerinnen und Schüler der Biologie-Kurse des Abiturjahrgangs Zellen ihrer eigenen Mundschleimhaut und nutzten diese, um die Anzahl der Wiederholungen auf einem bestimmten DNA-Abschnitt, dem Mikrosatelliten-Locus YNZ22, experimentell herauszufinden. Dieses Verfahren, bei dem die DNA zunächst mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) vervielfältigt wird um dann in der Gelelektrophorese die Länge des DNA-Abschnittes, sprich die Anzahl der Wiederholungen, zu ermitteln, ist Teil des genetischen Fingerabdrucks, denn die Anzahl der Wiederholungen ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich und bei der Untersuchung mehrerer Genorte erhält man für jeden Menschen ein einmaliges charakteristisches Ergebnis.
Das BvA als zertifizierte „MINT freundliche Schule“ eröffnete so den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Experimente in Hochschulatmosphäre und -qualität durchzuführen, wie sie tagtäglich in Universitätslaboren, in der Rechtsmedizin, in der Lebensmitteltechnologie oder in der industriellen Forschung auf der ganzen Welt gemacht werden. Die Theorie der angewandten Verfahren ist darüber hinaus abiturrelevant im Hinblick auf die Abiturprüfungen in Biologie. Die praktische Ausführung komplettierte nun diese Kompetenzen und war somit ein zusätzlicher Motivationsschub für die Schülerinnen und Schüler auf der Zielgeraden zum Abitur und zur anstehenden Berufswahl.
Nach erfolgreichem Abschluss des siebenstündigen Labortags im BvA gilt nochmals ein großer Dank den beiden Dozentinnen für die großartige praktische Unterstützung unserer Schülerinnen und Schüler, die hervorragend didaktisch aufgearbeiteten theoretischen Hintergründe der Gentechnologie und die begeisternde Herangehensweise. Es wäre nicht verwunderlich, wenn beim ein oder anderen der Funke übergesprungen ist und nach erfolgreicher Abiturprüfung die Berufs- oder Studienwahl in Richtung Biotechnologie geht, z. B. als BTA, Lebensmitteltechniker oder im dualen Studiengang „Bachelor of Science Biotechnologie“.
Friedhelm Bongartz, Biologielehrer und Oberstufenkoordinator