Taizé: Klosterfahrt der etwas anderen Art.

Ein Schülerbericht.

Zu Beginn der Osterferien wurde den Schülern der Stufen 11 und 12 unseres Gymnasiums angeboten, eine einwöchige Fahrt zur „Communauté de Taizé“ (Gemeinschaft von Taizé) zu machen, einem internationalen Männerorden, der vor allem durch die ökumenischen Jugendtreffen bekannt geworden ist, zu denen allein nach Taizé jährlich etwa 200.000 Besucher der verschiedensten Nationalitäten und Konfessionen kommen.

Ursprünglich wollte der Gründer Frère Roger Schutz lediglich eine Zuflucht für Kriegsflüchtlinge des zweiten Weltkrieges schaffen, woraufhin sich ihm bald einige hilfsbereite Menschen anschlossen, von denen viele wenig später die ersten Brüder der Gemeinde Taizés wurden.

Zu Beginn reisten viele Theologen nach Taizé, um das Leben in dem anfangs evangelischen Männerorden kennenzulernen. In der Folgezeit kamen auch immer mehr Jugendliche, die sich für das dortige Leben interessierten.

So wurde auch uns die Möglichkeit geboten, einen Eindruck von dem Leben der Klosterbrüder durch einen einwöchigen Aufenthalt in Taizé zu bekommen.

Am Sonntag, dem 21. Juni 2009 war es dann soweit. Circa 60 Schüler und 5 Lehrer (BvA- Gymnasium und Norbert-Gymnasium Knechtsteden) fuhren um 6 Uhr morgens mit einem Doppeldeckerbus über Luxemburg nach Taizé und kamen dort etwa 9 Stunden später an. Nachdem wir mit einer Schale Tee empfangen worden waren und die wichtigsten Informationen erhalten hatten, machten wir uns alle mit Reisetasche, Handgepäck, Isomatte und Zelt auf den Weg zum Zeltplatz, der zum Leidwesen meiner Armmuskulatur am anderen Ende der Klosteranlage lag.

Dort bauten meine Freundin Rita und ich unser Zelt auf. Danach gab es um 19.00 Uhr Abendessen. Alle hatten einen Bärenhunger, wie man unschwer an der riesigen Menschenmenge (überwiegend Jugendliche) vor der Essensausgabe erkennen konnte.

Für die Fleischesser unter uns gab es Linseneintopf mit Wurststückchen. Danach beschloss ich, mich den Rest der Woche vegetarisch zu ernähren.

Mit der offenen und freundlichen Art der Jugendlichen aus aller Herren Länder kam ich das erste Mal an der Essensausgabe in Berührung. Von vielen bekam man „Guten Appetit“ gewünscht (oder das was ich mir aus „ Smaklig måltid “ zusammenreimte).

Um 20.30 Uhr fand das Abendgebet statt. In der Kirche befanden sich keine Sitzbänke, so wie man das aus Deutschland kennt, sondern man hatte die Möglichkeit sich entweder auf Stufen an die Seite oder auf den Teppichboden zu setzen.

Der Verlauf der Gebete (Morgen-, Mittags- und Abendgebet) in Taizé ist grundverschieden zu den Gottesdiensten in Deutschland, denn es wird hauptsächlich gesungen. Die Taizé-Lieder sind in der ganzen Welt bekannt. Zwischendurch liest einer der Brüder eine Stelle aus dem Evangelium vor, die daraufhin von anderen Brüdern nacheinander in drei Sprachen übersetzt wird. Außerdem gibt es zwei zehnminütige Stille-Pausen.

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Nach dem Abendgebet war Nachtruhe auf den Zeltplätzen. Das bedeutete, dass man dort weder in Grüppchen stehen, geschweige denn reden und lachen, noch sich über einem Campingkocher Tütensuppen kochen durfte. Verstieß man gegen diese Regelung, so kam das sogenannte „Welcome-Team“ und sagte den unter uns mittlerweile allgemein bekannten und verspotteten Satz: „Hello. We are from the Welcome-Team. Please be silent.“

Jedoch hatte man außer Schlafengehen noch die Möglichkeit, sich im „Oyak“ aufzuhalten. Dies ist der Name des Kiosks der Klosteranlage, wo alles zum Selbstkostenpreis verkauft wird. Dazu gehört noch ein kleines Gelände, wo sich jeden Abend viele Jugendliche treffen, zusammen reden, tanzen und verrückte, sinnlose, aber äußerst amüsante Spiele spielen und musizieren. Es war immer sehr lustig und man machte dort auch viele Bekanntschaften. Nachtruhe ist hier jedoch auch schon um 23.30 Uhr. So ist es uns einmal passiert, dass ohne Vorwarnung das Licht der gesamten Außenanlage ausgeschaltet wurde und wir uns stolpernd im Dunkeln zu unseren Zeltplätzen tasten mussten.

Am nächsten Morgen wachten wir alle gerädert auf, weil das Liegen auf den dünnen Isomatten für uns ungewohnt war. Nach dem Morgengebet um 8.15 Uhr gab es Frühstück, welches immer aus einem Baguette-Brötchen, einem Stückchen Butter, zwei Stangen Schokolade und einer Schale Tee bestand. Zwischen dem Frühstück und dem Mittagsgebet hatten die Meisten einige Stunden Freizeit.

Doch Einige mussten arbeiten, denn jeder von uns hatte eine tägliche Aufgabe zu erledigen, die das Leben im und am Kloster ohne Angestellte möglich macht. Das hört sich erst einmal lästig an, kann aber richtig lustig sein. Ich zum Beispiel gehörte zu dem „Silence-Team“ während des Abendgebets. Ich hatte also zur Aufgabe, Leute, die sich nicht korrekt verhielten, auf die innerkirchlichen Regeln aufmerksam zu machen. Man kann sich vorstellen, dass ich damit recht zufrieden war. Andere erledigten den Abwasch, verteilten Essen oder ähnliches.

Um 12.20 Uhr war das Mittagsgebet und anschließend gab es Mittagessen, was mir von Tag zu Tag besser schmeckte.

Nachmittags fanden die Bibelgruppentreffen statt. Während dieser Treffen sprachen wir über Bibeltextstellen. Die Leute in meiner Gruppe waren nett und lustig und die Ergebnisse, zu denen wir kamen, waren wirklich interessant. Es kam auch noch hinzu, dass wir uns meist auf Englisch verständigen mussten, was ich nicht immer leicht fand. Ich war in einer Gruppe mit überwiegend Deutschen, zu der jedoch auch zwei recht nette, aber etwas abgedrehte Schweden gehörten.

Die nächsten Tage verliefen nach einem ähnlichen Muster, doch gefiel es mir dort von Tag zu Tag besser. Das lag auch am tollen Wetter, das immer schön warm und sonnig war. Bis auf Freitag, an dem es gegen Mittag ein großes Unwetter gab. Es regnete stundenlang so stark, dass der Regen meterweit vom Asphalt wieder nach oben spritzte. Einige Zelte kamen dabei nicht ganz unbeschadet davon; ein Zelt von Freunden stand regelrecht unter Wasser. Dass das ausgerechnet am letzten Tag unseres Taizé-Aufenthalts passieren musste, war sehr ärgerlich. Doch am Ende konnten wir doch noch darüber lachen.

Abschließend kann ich zu meinem Taizé-Aufenthalt sagen, dass es eine wirklich interessante Zeit und positive Erfahrung war, die ich jedem empfehlen kann, und die ich sehr gerne nächstes Jahr wiederholen würde.

Julia Föllinger