Sozialpraktikum im Leistungskurs Erziehungswissenschaft

Unterricht in Erziehungswissenschaft lebt von der Erziehungswirklichkeit, von der Erfahrung und der Anschaulichkeit des meist nur theoretisch Kennengelernten. Die eigene Erziehungsgeschichte, Erfahrung im Umgang mit Jungen und Mädchen, das Wissen um die Erziehungsunterschiede in verschiedenen Elternhäusern, die Beobachtung des Erzieherverhaltens unterschiedlicher Lehrerinnen und Lehrer, die Begegnung mit kultureller Verschiedenartigkeit auch in erzieherischen Fragen bietet den Schülerinnen und Schülern immer wieder eine Referenzmöglichkeit.

Dennoch gibt es für eine Reihe von Phänomenen und Prozessen keine konkreten Studienmöglichkeiten im Alltag; oder es fehlt den jungen Menschen an Distanz zu dem, was sie zu oft selbst ja auch betrifft.

Deshalb führen die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Erziehungswissenschaft der Jahrgangsstufe 11 (Q1) jedes Jahr unmittelbar vor den Sommerferien ein einwöchiges Sozialpraktikum durch.

Die SchülerInnen haben sich über die Jahrgangsstufe 11 hinweg mit Fragen der Entwicklung und Sozialisation von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Dabei wurden ihnen im ersten Halbjahr in der Regel grundlegende Zusammenhänge vorgestellt (Entwicklungsverläufe, Sozialisationsprozesse, Modellvorstellungen, Theorien über Entwicklung), bei denen der Regelfall “normaler Entwicklung” mitgedacht wird. Das zweite Halbjahr thematisiert Entwicklungs- und Sozialisationsstörungen (also Formen misslingender Sozialisation), sucht nach Beschreibungen, Erklärungen und möglichen Einwirkungen in der sozialpädagogischen Arbeit. Oft fehlt den Schülern hierbei der Blick auf die Erziehungswirklichkeit, viele der angesprochenen Bereiche (Verwahrlosung, Kriminalität, Sucht, Obdachlosigkeit, Heimsituation etc.) sind ihnen aus der eigenen Lebenswirklichkeit fremd. Andererseits soll die Erfahrung eines Sozialpraktikums auch für die Erziehungswirklichkeit sensibilisieren, in der Erfahrung konkreter Erziehungsschwierigkeiten Möglichkeiten und Grenzen (sozial)pädagogischen Handelns sichtbar machen. Dabei ist davon auszugehen, dass die unterrichtliche Behandlung die Schüler auf die Erfahrungen vorbereitet und ihre Wahrnehmung sozialer Wirklichkeit sie nicht hilflos macht.

Die Schülerinnen und Schüler suchen sich ihren Praktikumsplatz selbst; dies können Orte sozialer Arbeit im weitesten Sinne sein, nicht nur Orte pädagogischer Arbeit. Es sollte ein Bereich sein, der ihnen zugänglich ist, der sie interessiert, aber sie psychisch nicht überfordert.

Sie sammeln während einer Woche wichtige Erfahrungen, über die sie im Anschluss schreibend reflektieren und berichten,  Gesehenes, Erlebtes, Erfahrenes, eigenes Handeln bewusst durchdringen. So entstehen nach den Sommerferien Praktikumsberichte, in denen die Schüler über die Einrichtung, in der sie gewesen sind, genauso gut Information geben wie über das studierte Handeln vor Ort. Sie sollen ihre eigene Tätigkeit in der Einrichtung vorstellen und – soweit möglich – mit dem unterrichtlich erworbenen Wissen in Zusammenhang bringen.

Das sozialpädagogische Praktikum ist in unserem Schulprogramm verankert. Es dient der Orientierung nach außen sowie der Entfaltung der Selbst- und Sozialkompetenz und ist somit dem Leitbild unserer Schule ‚auf eigenen Füßen stehen soll der Geist‘ (Bettina von Arnim) verbunden.

Helmut Garritzmann
für die Fachkonferenz Erziehungswissenschaft

Sozialpraktikum im Sommer 2013

Im Sommer 2013 haben die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Erziehungswissenschaft in sehr unterschiedlichen Einrichtungen Erfahrungen sammeln können. Einige waren in Grundschulen und Kindergärten, andere bei Logopäden, Ergotherapeuten, in Behinderten- und Jugendeinrichtungen, in Einrichtungen des Sozialen Dienstes und ein Schüler konnte seine Zeit in einer Jugendwohngruppe verbringen.

Hier folgen einige Praktikumsberichte.

Praktikumsbericht Bartschat

Praktikumsbericht Crombach

Praktikumsbericht Magiera

Praktikumsbericht Pesch

Praktikumsbericht Töremisoglu